Trainingsendspurt in den Bergen

Trainingsendspurt in den Bergen

Nun war es endlich soweit: Drei Wochen vor dem ursprünglich geplanten Termin für den Schlickeralmlauf führte mich mein Urlaub endlich in die Alpen. Der Schlickeralmlauf war inzwischen aufgrund der Covid-19-Pandemie leider abgesagt worden. Da ich jedoch den GPS-Track schon lange auf meiner Uhr gespeichert hatte, nahm ich mir weiterhin vor zu trainieren und den Lauf für mich allein in aller Einsamkeit zu laufen.

Der Urlaub war so geplant, dass ich zwei Wochen bei Verwandten in Garmisch-Partenkirchen verbringen würde. Anschließend würde eine Woche Österreich folgen.

In den letzten Monaten hatte ich durchgängig nach meinem Trainingsplan trainiert. Für die letzten drei Wochen gab es nun keinen festen Trainingsplan. Vielmehr nahm ich mir vor alle 2-3 Tage einen Berglauf zu absolvieren. In den Wochen zuvor hatte ich immer wieder versucht Bergläufe zu simulieren – soweit dies im Münsterländer Flachland möglich war.

Weiterlesen: Trainingspläne

Im Ergebnis bedeutete dies, dass ich es auf maximal 1,3 km Anstieg mit ca. 100 Höhenmetern pro km brachte. Mehr war am Stück einfach nicht drin. Das führte dann dazu, dass ich immer wieder hoch und runter lief.

Endlich ging es los

Nun konnte ich endlich längere Strecken bergauf laufen ohne zwischendurch wieder bergab laufen zu müssen. So war es nun endlich möglich unter realistischen Bedingungen zu trainieren.

Gleich am ersten Urlaubstag ging es los. Ich nahm mir eine Strecke von 4 km mit knapp 400 Höhenmetern vor. Der erste Kilometer war noch recht flach, so dass sich die meisten Höhenmetern auf die weiteren Kilometer verteilten, was es selbstverständlich nicht angenehmer machte.

Es war schon ein komisches Gefühl der einzige Läufer auf der Strecke zu sein – neben vielen Wanderern und einigen Radfahrern. Dass ich Wanderer überholen würde, hatte ich beabsichtigt, aber dass teilweise sogar Radfahrer ihr E-Mountainbike den Berg hochschoben, ließ mich ein wenig wachsen.

Auf der Strecke musste ich allerdings dann doch drei Gehpausen einlegen. Jedoch lief es dann nach 4 km so gut, dass ich noch ein paar hundert mehr dran hängte – einfach nur, um den psychologischen Effekt zu nutzen, dass ic mehr gelaufen war als geplant.

Als Strecke wählte ich mir für alle Trainingstage übrigens die Plan B-Strecke, die den Wank hinauf führte. Mein Plan für den Urlaub war, dass ich mit einer relativ kurzen Strecke beginnen wollte, um mich zu aklimatisieren und um mich an die Höhenmeter zu gewöhnen. Darauf folgend war der Plan, dass ich bei jedem Trainingslauf weitere Kilometer hinzufügen würde, um am Ende die Plan-B-Strecke den Wank hinauf nach zwei Wochen in Garmisch-Partenkirchen zu schaffen.

Weiterlesen: Plan B und C für den Schlickeralmlauf

Nach dem ersten Trainingslauf stand für mich fest: “Das schaffst du!” Mit einigen Gehpausen hätte ich es vermutlich schon bereits zu Beginn der Trainingswochen in den Alpen geschafft. Der erste Lauf dort stimmte mich wirklich positiv. Somit änderte ich meinen Plan kurzum ab: Ich wollte den Wank schon in der ersten Woche bezwingen – mit oder ohne Gehpausen. In der zweiten Woche würde ich mich dann darauf konzentrieren die Gehpausen zu reduzieren und einfach besser zu werden.

Blick nach 500 gelaufenen Höhenmetern

Es läuft super

Am dritten Tag lief ich den Berg bereits 6,5 km lang hoch. Dabei legte ich die ersten 600 Höhenmeter zurück. Die Strecke vom ersten Lauf lief ich morgens um 6 Uhr bereits ohne Gehpausen durch und ich steckte mir für diesen Tag das Ziel das Plateau, das etwa bei Kilometer 6 lag, zu erreichen. Leider musste ich bis dahin an den steilsten Stellen zwei Gehpausen einlegen – aber immerhin: Mehr als die Hälfte an Strecke und ebenso an Höhenmetern war bereits nach wenigen Tagen möglich.

Mein Plan den Wank zu bereits in der ersten Woche zu bezwingen kam im greifbare Nähe. Der steilste Kilometer würde mir zwar noch auf den letzten 4 Kilometern bevorstehen, aber psychologisch hatte ich einen wichtigen Schritt getan: Weit mehr als die Hälfte an Streckenkilometern und auch an Höhenmetern hatte ich bereits nach kurzer Zeit gemeistert. Und wenn der steilste Abschnitt wirklich sehr hart sein würde, würde ich ihn zumindest mit ein paar Gehpausen schaffen, um endlich auf dem Gipfel zu stehen.

Ich plante nun also zwei Ruhetage ein an denen ich nicht laufen würde. Krafttraining würde ich trotzdem absolvieren (ich hatte inzwischen parallel wieder mit der 90-Tage-Challenge von Mark Lauren begonnen). Beim nächsten Lauf würde ich dann versuchen den Wank zu bezwingen – egal ob mit oder ohne Gehpausen. Oben auf dem Gipfel zu stehen würde mir für’s Training einen solchen Schub geben, dass mein Kopf mir für den Schlickeralmlauf und das weitere Training eigentlich nur noch sagen konnte: “Du schaffst das!”

Weiterlesen: Bericht zur 90-Tage-Challenge von Mark Lauren

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Damit hätte ich dann auch bereits meinen Plan C geschafft. Den Plan C hatte ich bereits im Frühjahr geschmiedet, falls eine Reise nach Österreich aufgrund der Covid-19-Pandemie nicht möglich sein sollte. Er bestand darin, dass ich den Wank (mit einem sehr ähnlichen Profil wie ich es auch beim Schlickeralmlauf laufen würde) bezwingen würde.

Weiterlesen: Plan B und C für den Schlickeralmlauf

Das war’s dann mit dem Schlickeralmlauf

Bereits wenige Stunden nachdem ich diesen Plan geschmiedet hatte, wurde er auch schon wieder durchkreuzt: Ich knickte mit meinem linken Fuß um. Bereits Ende des letzten Jahres zog ich mir im linken Sprunggelenk einen Bänderriss zu. Im Augenblick des Umknickens fühlte es sich exakt genauso an wie vor neun Monaten. Im ersten Augenblick war ich wütend über mich selbst, dass mir so etwas schon wieder passierte. Das konnte doch nicht sein, nicht jetzt, nicht im Urlaub!

Beim Bänderriss im vergangenen Jahr hatte ich solche Schmerzen, dass ich zwei Wochen trotzdem Schmerzmitteln nur den Fuß hochlegen und meine Tage auf dem Sofa und im Bett verbringen konnte. Das würde ja nun ein super Urlaub werden. Und genauso schlimm: Das war’s mit dem Schlickeralmlauf auf den ich seit Jahren hinfieberte…

Zunächst konnte ich mit meinem Fuß kaum gehen und bereits am Abend war er dick und blau. Am nächsten Morgen konnte ich dann allerdings schon wieder gehen – wenn auch mit leichten Schmerzen. In den nächsten Tagen verbesserte sich die Situation täglich. Gehen war ohne Probleme möglich – nur dick und blau war der Fuß noch. An Stabilität im Sprunggelenk fehlte es in den nächsten Tagen ebenfalls noch.

Sollte das also doch noch nicht das Ende für den Schlickeralmlauf sein? Nach all den Rückschlägen der letzten Wochen und Monate (Krankheit, Absage wegen Covid-19, …) war ich einfach noch nicht bereit aufzugeben. Ich würde den Fuß die nächsten Tage weiter beobachten, zunächst eine Laufpause einlegen und abwarten bis die Schwellung zurück gehen würde.

Die Testläufe der ersten Tage in den Bergen stimmten mich positiv, dass ich auch mit wenig Training wohl irgendwie den Berg hochkommen würde – wenn denn mein Fuß mitspielen würde. Meine Ziele würde ich dazu allerdings vermutlich etwas runterschrauben müssen.

Weiterlesen: Ziele für den Schlickeralmlauf

Das Ringen zwischen Herz und Verstand

Nach einer Woche Laufpause fühlte ich mich bzw. fühlte sich mein Fuß eigentlich wieder ganz ok an: Die Schwellung war weitestgehend zurück gegangen und auch die Blaufärbung war kaum noch zu sehen. Täglich sah ich den Wank vor mir und es juckte mich auch täglich wenigstens den “Ersatzberg” noch zu bewingen.

Exakt eine Woche nach der Verletzung beschloss ich am nächsten Morgen einfach einen Versuch zu starten. Sollte dieser erfolgreich sein, würde ich glücklich sein und meinen Fuß danach dann wieder schonen. Denn wenn man mal ehrlich war, sagte mir mein Verstand schon, dass ich den Fuß einige Wochen lang schonen musste – mein Herz allerdings sagte etwas anderes. Ich hatte so lang für diesen Lauf trainiert und noch viel länger darauf hingefiebert.

Hätte ich allerdings mit meinem Fuß einen Arzt aufgesucht, hätte mir dieser sicherlich eine Laufpause von einigen Wochen verordnet. Im Urlaub ist das mit Ärzten allerdings immer so eine Sache. Darüberhinaus war bei meinem letzten Bänderriss auch einfach nur Ruhe (und eine Schiene) angeordnet worden. Ruhe konnte ich mir auch selbst verordnen – oder doch nicht?

Es fiel mir mindestens mal schwer. Zumal sich mein Fuß von vornherein deutlich besser anfühlte als im Vorjahr. So war man im Urlaub auch außerhalb des Trainings deutlich aktiver als beim Schreibtischjob. Mit Tape war auch eine ausreichende Stabilität gegeben, so dass ich dann nach einer Woche versucht war wieder mit dem Laufen zu starten.

Abends legte ich mich meine Laufkleidung zurecht, fest entschlossen am nächsten Morgen einfach den Berg hinauf zu laufen, um das Thema für mich abzuschließen. Nachts grübelte und grübelte ich. Am nächsten Morgen siegte dann mein Verstand, der mir sagte, dass es wohl nicht die beste Idee wäre die Bergwacht zu bemühen, wenn ich wieder verletzt in den Bergen liegen würde. Beim letzten Bänderriss lief ich noch einige km, um aus dem Wald zum Auto zu gelangen. Ich hätte mich auch einfach abholen lassen können, da man mich bei meinen “normalen” Trainingsstrecken irgendwie auch immer mit dem Auto erreichen kann – zumindest kommt man in die Nähe. Abseits von irgendwelchen Straßen in der Bergen lag die Sache schon anders: Da konnte ich nichtmal eben meine Frau anrufen, mich einsammeln lassen und auf dem Rückweg die Brötchen für’s Frühstück kaufen.

Daher entschied ich mich dann doch gegen den Lauf. Ich entschied mich sogar für die Vernunft und packte meine Laufschuhe für diesen Urlaub in den Koffer, um erst nach dem Urlaub in ein paar Wochen zu Hause wieder mit dem Laufen zu beginnen. Das war auf jeden Fall die vernünftigere Entscheidung. Bis zum nächsten Abend…

Tagsüber fühlte sich mein Fuß mit dem Tape wirklich wieder ganz gut an. Ich sah die Berge immer vor mir. Das musste doch zu schaffen sein…

Also legte ich auch an diesem Abend wieder meine Laufsachen zurecht. Um dann wieder nach langem Grübeln den Entschluss für eine längere Laufpause zu fassen. Mein Motto “Krank ist nunmal krank” fiel mir so kurz vor meinem großen Ziel deutlich schwerer als im Training.

Weiterlesen: Krank ist nunmal krank

Dies wiederholte sich dann insgesamt dreimal bis ich dann endlich zum finalen Entschluss kam wirklich eine Laufpause einzulegen.

So wirklich final war die Entscheidung dann aber in meinem Kopf dann wohl doch nicht: Im weiteren Verlauf des Urlaubs immer die Berge vor Augen zu haben trug nicht gerade dazu bei, dass ich den Lauf für dieses Jahr einfach so abschreiben konnte. Es war täglich ein innerer Kampf zwischen “Hab’ ich wirklich schon alles probiert, um es doch noch möglich zu machen? Muss ich nicht doch noch zumindest einen Versuch wagen?” und “Die Gesundheit geht vor. Es macht mehr Sinn in wenigen Wochen wieder mit dem Training voll durchstarten zu können als sich den Fuß jetzt ganz zu zerlegen”. Meistens variierte meine Meinung alle paar Stunden. Ich war einfach nicht gut im Aufgeben… Meine Frau war vermutlich auch schon sehr genervt davon, ließ es sich jedoch nicht anmerken.

Letztendlich schob ich den Versuch immer weiter vor mir her, da ich täglich dann doch irgendwann noch (leichte) Schmerzen im Sprunggelenk verspürte. Somit löste am Ende die Zeit das Problem. Es kam dann nämlich die Zeit da der Urlaub zu Ende ging und ich den Schlickeralmlauf einfach abschreiben musste.

Alternatives Training im Urlaub

Ich konnte aber auch im Urlaub nicht auf Sport verzichten. Da sportliches Schwimmen auf Reisen immer eine Herausforderung darstellte, musste das Krafttraining herhalten. Ich hatte ohnehin geplant die 90-Tage-Challenge von Mark Lauren noch einmal zu wiederholen und somit musste das Krafttraining in den Bergen herhalten.

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André

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